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Modedesign und Umweltschutz im Paket: 5 Fragen an Natalie Schramke von "myfairdenim"

Interview
  • Erstellt: 02.04.2021 / 10:01 Uhr von Antje Preuschoff
Die selbstständige Modedesignerin Natalie Schramke hat im Frühjahr 2019 „myfairdenim“ ins Leben gerufen. Unter diesem Label haucht die 33-Jährige alten Jeans neues Leben ein und setzt damit ganz bewusst ein Zeichen für den Umweltschutz und gegen die Wegwerfkultur. Was mit Upcycling alles möglich ist, zeigt sie nun auch als Dozentin an der Volkshochschule. [Dort gibt sie Kurse im Rahmen der jungen VHS]. Im Interview erzählt Natalie Schramke, was sie zu ihrem Engagement bewegt hat und warum sie so gerne mit Kindern arbeitet.
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Meetingpoint Brandenburg: Wollten Sie schon immer Modedesignerin werden?
Natalie Schramke: Ich habe zunächst Raumausstatterin gelernt. Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich das nicht ewig ausüben kann – sowohl körperlich, als auch, weil es ein aussterbender Beruf ist. Also bin ich mit meiner Kreativität nach draußen gegangen und habe eine Ausbildung zur Modedesignerin beim Lette-Verein in Berlin gemacht. Dort wird die Praxis sehr in den Vordergrund gerückt, das Handwerkliche. Textilkunde und Fertigung nehmen einen großen Anteil ein.

Was war für Sie ausschlaggebend dafür, ausgerechnet mit Jeans zu arbeiten?
Natalie Schramke: Wenn man sich intensiv mit Herkunft, Produktion und ökologischen Konsequenzen beschäftigt, setzt das Nachdenken automatisch ein. Ich habe festgestellt, welch enormer Schaden durch die Baumwollproduktion erzeugt wird. Jeans sind dabei eine der ressourcenaufwändigsten Materialien, weil extrem viel Wasser verbraucht wird. Für die Herstellung einer Jeans sind fast 8000 Liter vom Anbau der Baumwolle bis zum endgültigen Kleidungsstück notwendig.
Jeans, die so produziert worden sind, irgendwann wegzuschmeißen, ist einfach Ressourcenverschwendung. Es wäre schade darum, den Rohstoff nicht weiterzuverwenden.
Ich glaube, der Kampf ums Überleben wird irgendwann der Kampf ums Wasser sein. Das ist unsere wichtigste Ressource. Also müssen wir darauf achten.

Umweltschutz und Modedesign gehen für Sie demnach Hand in Hand?
Natalie Schramke: Beides hat mich immer schon begleitet. Ich bin in Brandenburg groß geworden, mit dem Krugpark und den „Naturfritzen“. Da wurden Natur und der Umweltschutz sehr in den Vordergrund gerückt. Dementsprechend habe ich als Kind schon das Werkzeug an die Hand bekommen. Die Kreativität, die ich seitens meiner Mutter mitbekommen habe, hat das zu einem kompletten Bild gemacht. Hand in Hand trifft es schon ganz gut.

„myfairdenim“ ist mittlerweile überregional bekannt. Würden Sie nach knapp zwei Jahren von einer Erfolgsgeschichte sprechen?
Natalie Schramke: Die unternehmerische Seite ist noch ausbaufähig. Ich verkaufe nicht wahnsinnig viel. Denn viele Menschen haben keine Vorstellung davon, wie die Preise sein müssen, wenn ein Produkt fair und handgemacht ist.
Aber „myfairdenim“ und meine Posts auf den sozialen Netzwerken sind ein gutes Werkzeug, um zu zeigen, was man Cooles aus alten Dingen schaffen kann. Ich biete eine Inspiration und Anleitung zum Selbermachen, zum Upcycling. Damit erreiche ich viele Menschen. Ich kann „myfairdenim“ nutzen, um über die Aufmerksamkeit den Bildungsgedanken in den Vordergrund zu rücken.

Sie haben nun begonnen, Volkshochschulkurse rund um Upcycling und Nachhaltigkeit zu geben. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche. Hat das einen bestimmten Grund?
Natalie Schramke: Mit Kindern zu arbeiten, ist unheimlich toll, weil sie ein anderes Verständnis und eine andere Wertschätzung von Dingen haben. Sie bringen eine große Energie mit. Ich will sie so erreichen, wie ich früher erreicht wurde. Ich glaube, das ist nachhaltiger.
Der erste Kurs vor zwei Wochen hat soviel Spaß gemacht. Titel war „Eine Welt, wie sie mir gefällt“. Die Ergebnisse waren unglaublich vielfältig, jeder hatte eine andere Vorstellung, wie er seine Welt darstellen will.
Ziel jedes Kurses ist, dass sie am Ende ein Produkt haben. Kinder wollen ein Ergebnis haben, sie wollen etwas verwirklichen und mit nach Hause nehmen. So bleiben sie auch dran.

Bilder

Natalie Schramke haucht alten Jeans neues Leben ein. Foto: privat
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