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SPD: „Und plötzlich sind die Fernsehbilder ganz nah. Diskussion mit dem afghanischen Kulturverein“

Politik
  • Erstellt: 28.08.2021 / 17:01 Uhr von Stadtpolitik
Die SPD hat folgende Erklärung veröffentlicht: "Die dramatischen Bilder vom Kabuler Flughafen, an dem kurz zuvor ein Anschlag verübt wurde, waren noch sehr präsent, als sich am Donnerstagabend der SPD Ortsverein Brandenburg-Mitte mit Mitgliedern des Afghanischen Kulturvereins traf. Auf Einladung des Vorsitzenden Werner Jumpertz waren Afghanen und Afghaninnen zur SPD gekommen, um ihre Sicht auf die aktuellen Entwicklungen darzustellen. Hafizuellah Jadidi, der Vorsitzende des Afghanischen Kulturvereins, führte zunächst den SPD-Mitgliedern und Gästen die aktuelle Situation in seinem Heimatland vor Augen."
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Weiter heißt es: "Er selbst war vor fünf Jahren in einer 50-tägigen Flucht nach Deutschland gekommen. Der heute 45-Jährige berichtete sehr eindrücklich von den 40 Jahren des Krieges, die Afghanistan bereits auszuhalten hat. Nicht erst seit 2001, sondern bereits wesentlich länger ist Afghanistan Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Dabei war das Land am Hindukusch sowohl von außen als auch von innen immer wieder militärischen Spannungen und gewaltsamen Interventionen ausgesetzt.

Werner Jumpertz: ´Wenn Herr Jadidi von seinem Schwiegervater berichtet, der bis vor kurzem noch bei der Kriminalpolizei war und sich nun in Todesangst in Afghanistan versteckt hält, dann sind einem die furchtbaren Bilder aus Afghanistan plötzlich ganz nah. Und das menschliche Leid wird spürbar.´

Die spannende Diskussion im Anschluss an den Eingangsvortrag führte noch einmal vor Augen, dass Afghanistan ein erneuter Niedergang droht, wenn die Welt die Augen vor dem Schicksal der Menschen verschließt. Das Erstarken der Taliban, die fast ohne eigene Gegenwehr der Afghanen große Teile des Landes kontrollieren, war für viele Gäste der Veranstaltung nicht nachzuvollziehen. Die Aufbauleistung, die man nach 20 Jahren des Krieges eigentlich reklamierte, wurde innerhalb weniger Wochen zu Nichte gemacht. Die Situation der Menschen vor Ort, die als Ortskräfte den Deutschen in den letzten 20 Jahren geholfen haben, darf aber ebenso nicht egal sein, wie die Situation für Frauen und Mädchen in Afghanistan.

Der Parteivorsitzende der SPD in unserer Stadt, Daniel Keip, kommentierte in der Diskussionsrunde: ´Mit dem Schließen der Botschaft in Afghanistan und dem Abzug sämtlicher deutscher Kräfte, haben wir nun keine Möglichkeiten mehr, uns selbst ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Wir überlassen den Taliban ein Land, für dessen Menschen wir auch eine Verantwortung tragen. Der Abflug der letzten Bundeswehrmaschine am Mittwoch muss sich für viele Afghanen anfühlen, als hätten wir sie im Stich gelassen.´

Am Abend waren sich alle einig, dass die Anerkennung der Taliban als legitime Regierung Afghanistans im Moment ein großer Fehler wäre. Es wäre aber auch falsch, nicht mit ihnen über Afghanistan und den Schutz der nun bedrohten Menschen zu sprechen. Die aktuellen Gesprächskanäle der Diplomatie müssen dafür genutzt werden, den Menschen vor Ort zu helfen und gleichzeitig auch ein Mindestmaß an Sicherheit und Stabilität zu erhalten. Denn sonst droht sich der Konflikt in dem Land, das doppelt so groß ist wie Deutschland und nur etwa halb so viele Einwohner hat, von einem regionalen Konflikt zu einem Flächenbrand auszuweiten. Ein Szenario das am Abend alle Anwesenden sorgenvoll stimmte.

Zum Hintergrund: Der Afghanische Kulturverein e.V. wurde 2018 gegründet, um Menschen aus Afghanistan in Brandenburg an der Havel praktische Unterstützung anzubieten. Er soll auch dabei helfen, Afghaninnen und Afghanen in Brandenburg an der Havel zu vernetzen und den Kindern die Sprache und Kultur aus dem Land ihrer Eltern zu vermitteln."


Hinweis: Politische Pressemitteilungen gibt der Meetingpoint als Komplettzitate wieder; unsere Leser sollen sich eine eigene Meinung zu den Äußerungen unserer Politiker machen - ohne wertende Meinungen der Redaktion. Die Redaktion distanziert sich ausdrücklich von den zitierten Inhalten/Aussagen und macht sie sich nicht zu eigen.

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