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Sonderausstellung zum Leben von Wally Lesser eröffnet / 4 neue Stolpersteine in Brandenburg

Aus der Stadt
  • Erstellt: 16.09.2022 / 20:01 Uhr von rb
Mit einer zweimonatigen Sonderausstellung widmet das Brandenburger Stadtmuseum im Frey-Haus der 1941 nach China emigrierten Jüdin Wally Lesser. Zur Eröffnung der Ausstellung “Wally Lesser - Lebenswege” waren zahlreiche Familienmitglieder aus Amerika, Belgien, Deutschland und Israel gekommen. In Vertretung von Oberbürgermeister Steffen Scheller, der am Donnerstag noch in Israel weilte, eröffnete Bürgermeister Michael Müller die Ausstellung, die von Annekathrin Hill, sie ist wissenschaftliche Volontärin im Museum, initiiert und geschaffen wurde. Zu sehen sind Fotos und Dokumente aus dem Archiv der Familie Lesser sowie während der Vorbereitung der Ausstellung aufgetauchte Objekte aus Wally Lessers Besitz.
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Wally Lesser kam mit ihrem Mann Max und ihren drei Söhnen um 1921 aus Posen nach Brandenburg an der Havel. Nach der Scheidung und dem Wegzug von Max 1928 sorgte sie alleine für die Familie, auch unter den zunehmend schwierigen Bedingungen ab 1933. 1936 verließen zwei Söhne die Havelstadt in Richtung USA und Palästina, 1939 ging auch der dritte ins Exil nach Australien.

Erst danach machte sich auch die Mutter auf dem Weg hinaus aus dem feindlich gesinnten Deutschland. Sie gelangte mit dem letzten Schiff, welches 1940 Triest verließ nach Shanghai, wo sie tragischerweise an den Folgen einer Blutvergiftung 1941 verstarb. Max und seine 2. Frau starben im Ghetto von Riga. Ihnen zu Ehren wurden bereits am Mittwoch in Leipzig zwei Stolpersteine gelegt.

Am Freitag wurden dann zum Gedenken an die jüdischen Naziopfer Wally Lesser, Sally und Grete Cohn sowie Bernhard Meyer in Anwesenheit der zahlreichen Familienmitglieder und im Beisein von Oberbürgermeister Steffen Scheller, Klaus-Christoph Clavée, Präsident des Oberlandesgerichts und Vorsitzender der Brandenburgischen Juristischen Gesellschaft e. V., vor deren ehemaligen Wohnhäusern in den Domlinden 5 sowie in der Packhofstraße 12 und 24 Stolpersteine verlegt. Damit soll an das bewegende Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

Die Patenschaften für die Steine für Wally Lesser übernimmt, auch im Namen der Familie, Oberbürgermeister Steffen Scheller, die Patenschaften für Bernhard Meyer und Sally Cohn übernimmt die Brandenburger Juristische Gesellschaft e. V., und für Grete Cohn der Rotary Club Brandenburg an der Havel.

Bilder

Mitglieder der großen Familie Lesser in der Ausstellung.
Bürgermeister Michael Müller eröffnete im Hof des Frey-Hauses die Sonderausstellung "Wally Lesser - Lebenswege".
Die große Familie von Wally Lesser zu Gast im Stadtmuseum.
Annekathrin Hill (re.) im Gespräch mit Margaret Lesser Bach, der Enkelin von Wally Lesser.
Blick in die Sonderausstellung.
Blick in die Sonderausstellung.
Am Haus Packhofstraße 12 wurde mit einer offiziellen Veranstaltung der erste Stoplerstein verlegt.
Am Haus Packhofstraße 12 wurde mit einer offiziellen Veranstaltung der erste Stoplerstein verlegt.
Die vier am Freitag verlegten neuen Stoplersteine.
Am ehemaligen Wohnhaus von Wally Lesser wurde ebenfalls noch einmal ein Rückblick auf ihr Leben vorgenommen.
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