Anlässlich des Weltfriedenstages und des Gedenktages der Euthanasie trafen sich am Sonntag, 1. September, Vertreter von Parteien, Vereinen und gesellschaftlichen Organisationen zur traditionellen Kranzniederlegung auf dem Nicolaiplatz. Wir gedenken dabei der mehr als 70.000 Personen mit körperlichen, geistigen und/oder seelischen Behinderungen, die durch die sogenannte „T4“ Aktion der Hitlerfaschisten in der Zeit von 1940 bis 1941 ermordet wurden.
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Diese Tötungen waren Teil der Morde an kranken Menschen, denen bis Ende 1945 ca. 200.000 Menschen zum Opfer fielen. In diesem Jahr stand das Wirken des Künstlers Paul Gösch im Mittelpunkt. Er steht stellvertretend für die vielen tausend Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, die während dieser Zeit ermordet wurden.
Dr. Sylvia de Pasquale, Leiterin der Gedenkstätten Brandenburg an der Havel, Walter Paaschen, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Brandenburg an der Havel und Franziska und Maged Houmsi, freie Künstler*innen Interessenvertretung „Selbstbestimmt leben“ e.V. erinnerten in ihren Redebeiträgen, an die Bedeutung der Erinnerungskultur, da Ausgrenzung und Hass gegenüber Menschen, die „anders“ sind und Menschen mit anderen Lebensentwürfen in der Gesellschaft immer mehr Raum einnehmen.
Diesen Tendenzen sollten wir uns gemeinsam mit aller Kraft entgegenstellen. Christin Willnat, Kreisvorsitzende der Partei, Die Linke Brandenburg an der Havel und Stadtverordnete und Jan Ole Teichmann, Jugendsprecher und Stadtverordneter für die Partei die Linke, legten für die Partei ein Gebinde nieder. Trotz eindrücklicher Aufforderung, durch die Leiterin der Gedenkstätte, Frau Dr. Sylvia de Pasquale, dass sich Vertreter von Parteien und Organisationen, die die Nazizeit als „Vogelschiss der Geschichte“ bezeichnen, von der Veranstaltung entfernen sollen, legten Vertreter der AfD provokativ ein Gebinde nieder.
Dieses wurde von den anwesenden Gästen mit deutlicher Ablehnung und Buh Rufen zur Kenntnis genommen. Vertreter der Partei Die Linke entfernten den Kranz, weil wir dies als heuchlerisch und als Frechheit empfinden. Der Applaus der Anwesenden zeigte uns, dass diese Aktion positiv aufgenommen wurde.
Der 1. September ist auch aus anderer Hinsicht ein Tag des Gedenkens. In diesem Jahr jährt sich zum 85. Mal der Beginn des 2.Weltkrieges. Noch nie seit Ende dieses Krieges war die Kriegsgefahr so groß, wie zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Die Kriege nicht nur in der Ukraine, sondern auch auf palästinensischem Gebiet und die Bürgerkriege in vielen Teilen der Welt zeugen davon. Wir fordern die Beendigung der Lieferung von Waffen und Streubomben jeglicher Art an Kriegsgegner. Kriege haben noch nie Probleme gelöst und werden es auch in der Zukunft nicht tun.
Im Anschluss an die Kranzniederlegung fand die Einweihung eines Wandgemäldes in Erinnerung an Paul Gösch statt. Vincent Grunwald, freier Künstler und Autor dieses Kunstwerks, erläuterte den Anwesenden seine Motivation, dieses Gemälde zu erstellen.
Ein Tipp: Wer sich mehr über das Leben von Paul Gösch informieren möchte, dem sei die Ausstellung zu Leben und Wirken von Paul Gösch im Stadtmuseum Brandenburg an der Havel empfohlen. Die Ausstellung ist noch bis zum 29. September zu sehen.
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