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AOK Nordost schlägt Alarm

Politik
  • Erstellt: 16.11.2024 / 08:01 Uhr von ant
Der Wissenschaftliche Beirat für digitale Transformation der AOK Nordost befindet sich in Sorge. Desinformation über Gesundheitsthemen in sozialen Medien stelle laut der Gesundheitskasse eine ernsthafte Gefahr dar. In einem aktuellen Positionspapier warnt das Expertengremium vor den Risiken irreführender Gesundheitsinformationen, insbesondere auf Plattformen wie TikTok.
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So enthielten beispielsweise rund die Hälfte der 100 beliebtesten TikTok-Videos über ADHS Desinformationen.

Diese ADHS-Videos wurden laut der entsprechenden Studie der Universitäten Toronto und British Columbia mehr als eine Milliarde Mal angesehen. Der Konsum dieser Videos könne zu fehlerhaften Selbstdiagnosen und einer unnötigen Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen, so die Autoren.

Der Beirat verweist zudem auf eine in der Fachzeitschrift Nature erschienene Studie, wonach Desinformation über die Covid-19-Impfung die Impfbereitschaft der 6.000 Studienteilnehmer deutlich verringerte. Konkret gaben rund sechs Prozent der Teilnehmer nach dem Konsum von Inhalten über Impfmythen an, sich doch nicht mehr gegen Covid-19 impfen lassen zu wollen.

Insbesondere 14- bis 29-Jährige seien laut Beirat gefährdet, durch Desinformation über Gesundheitsthemen auf Video-Plattformen wie TikTok und Instagram Reel negativ beeinflusst zu werden. Das leite sich daraus ab, dass Angehörige dieser Altersgruppe laut ARD/ZDF-Medienstudie 2024 im Schnitt deutlich mehr Zeit auf Social-Media-Plattformen verbringen würden als die Gesamtbevölkerung. Demnach nutzen mehr als 60 Prozent der 14- bis 29-Jährigen täglich Social-Media-Plattformen. Die Nutzungsdauer liegt im Schnitt bei über einer Stunde pro Tag.

Angesichts dieser Lage spricht sich der Wissenschaftliche Beirat dafür aus, junge Menschen stärker als bisher zu befähigen, Desinformation auf Plattformen wie TikTok erkennen zu können. „Die Politik ist gefordert, Programme für bessere Medien- und Gesundheitskompetenz in Bildungseinrichtungen massiv auszubauen und zu fördern. Auch die Krankenkassen stehen hier in der Verantwortung“, betont Prof. Dirk Heckmann, Geschäftsführer des Beratungsgremiums.

Der Beirat empfiehlt zudem, als Gegengewicht zu Falsch- und Desinformationen verstärkt verlässliche Quellen direkt auf den Plattformen zu etablieren und dafür auch Kooperationen mit bekannten Influencern einzugehen. Der AOK-Bundesverband ist seit dem vergangenen Jahr mit dem Kanal [aok_gesundheitswissen] auf TikTok präsent. Der Kanal hat inzwischen mehr als 200.000 Abos.

Auch die Plattformen selbst müssen zur Verantwortung gezogen werden, fordert der Beirat. Sie sind durch das EU-weit gültige Gesetz über digitale Dienste (Digital-Services-Act) dazu verpflichtet, die Risiken gesundheitsbezogener Desinformationen und insbesondere deren Auswirkungen auf Minderjährige zu minimieren. „Die Plattformen müssen ihre diesbezüglichen Anstrengungen noch intensivieren, etwa durch strengere Moderation, Warnhinweise oder die Möglichkeit, eine Gegendarstellung zu Desinformationen anzeigen zu lassen“, fordert Heckmann.

Das vollständige Positionspapier „Desinformation gefährdet ihre Gesundheit“: [Klick].


Hinweis: Politische Pressemitteilungen gibt der Meetingpoint als Komplettzitate wieder; unsere Leser sollen sich eine eigene Meinung zu den Äußerungen unserer Politiker machen - ohne wertende Meinungen der Redaktion. Die Redaktion distanziert sich ausdrücklich von den zitierten Inhalten/Aussagen und macht sie sich nicht zu eigen.
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