Die AfD hat einen Beschlussantrag eingereicht, worin sie die Förderungen für den Jugendkulturfabrik e.V. – auch bekannt als Haus der Offiziere (HdO) – hinterfragt und prüfen will. Was zunächst unscheinbar klingt, hat in uns große Angst und Wut ausgelöst. Wir sind Antonia, Franka und Leoni, junge Brandenburgerinnen zwischen 22 und 25 Jahren. Wir haben uns durch das HdO kennengelernt, sind mittlerweile im Verein aktiv und engagieren uns selbst für vielfältige Jugendarbeit in Brandenburg an der Havel. Die Existenz des HdO ist für uns ein wichtiger Grund, weshalb wir uns in der Stadt wohlfühlen, hierbleiben und an der Gestaltung der Jugendarbeit aktiv teilhaben wollen.
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Antonia: Ich bin mit 18 Jahren nach Brandenburg gezogen und habe hier nach Orientierung gesucht. Im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres hat mir das HdO den Raum gegeben, mich auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Hier finde ich Angebote, mit denen ich mich identifizieren kann und eine Gemeinschaft, in der ich Verantwortung übernehme.
Franka: Das HdO ist für mich ein Rückzugsort, an dem ich mich mit anderen austauschen kann und mich dabei gehört und sicher fühle. Nach meiner Schulzeit bin ich nach Brandenburg gezogen und habe hier eine völlig neue Welt mit Musik und Kultur kennengelernt. Ich habe erfahren, wie ich mich selbst für etwas einsetzen kann und was mir wichtig ist. Wegen des HdO habe ich in Brandenburg ein Zuhause gefunden und möchte auch in Zukunft hier leben.
Leoni: Wie bei vielen anderen Jugendlichen unserer Stadt waren die ersten Jahre meines jungen Erwachsenenlebens von Corona-Beschränkungen geprägt. Auch während meiner Studiumszeit fehlte mir der soziale Austausch mit anderen Jugendlichen, was mich dazu veranlasste, mich für einen Minijob im HdO zu bewerben. Ich wusste, hier würde ich die Gemeinschaft finden, nach der ich gesucht hatte. Fast zwei Jahre später bin ich stolz, ein Teil des Teams zu sein, welches den Jugendlichen aus Brandenburg Kulturerlebnisse möglich macht.
Die Jugendarbeit richtet sich laut Gesetz an junge Menschen bis 27 Jahre. Diese Altersspanne muss auch durch die Jugendarbeit der Stadt abgedeckt werden. Das HdO bietet ein abwechslungsreiches Programm speziell für diese Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, was so in Brandenburg einzigartig ist. Dazu zählen z. B. Mitmachprojekte wie die Jamsession und die Bike Box, Poetry Slams und Lesungen, Partys und Konzerte verschiedener Musikrichtungen sowie ein regelmäßiger, sozialer Treffpunkt.
Doch die Vielfältigkeit der Jugendkulturfabrik scheint der AfD nicht in ihre Ideologie zu passen. Mit dem Beschluss stellt die AfD die Finanzierung in Frage, auf die das HdO angewiesen ist, um Veranstaltungen und Angebote umzusetzen und anzubieten. Warum soll ausgerechnet die Jugendarbeit, die bereits in prekärer Lage ist, Einsparungen unterliegen? Warum das HdO, welches das Zusammenleben in der Stadt seit über 20 Jahren prägt?
Am vergangenen Donnerstag, den 21. November 2024 haben wir für die Jugendkulturfabrik an der Jugendsprechstunde des Oberbürgermeisters teilgenommen. Dabei ging es um die Bedeutung der Jugendeinrichtungen in Brandenburg. Auch Oberbürgermeister Steffen Scheller (CDU) betonte die Relevanz der Jugendkulturfabrik und sprach sich für den Fortbestand aus. Uns freut es, dass sich Herr Scheller hinter das HdO stellt. Umso mehr hat uns wenige Tage später der Antrag der AfD erschrocken und entsetzt. Wir hoffen auf die Unterstützung aller Parteien, diesen Beschluss abzuwenden. Wir wünschen uns, dass die Zukunft der Jugendkulturfabrik gesichert ist und dass solche hinterlistigen Beschlüsse der AfD keine Stimmen in der Stadtverordnetenversammlung bekommen.
Für ein vielfältiges Brandenburg!
Antonia Liebsch, Franka Märtens, Leoni Fernau
Bitte beachten: Meldungen in der Rubrik "Leserbriefe" geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sie sind ein persönlicher Text des jeweiligen Verfassers. Einsendungen sind unter [info@meetingpoint-brandenburg.de] möglich.