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Weniger Straftaten, aber mehr Gewalt – Brandenburgs Kriminalbilanz 2024

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 12.03.2025 / 18:01 Uhr von hvf
Brandenburg verzeichnet weniger Straftaten – doch nicht überall gibt es Grund zur Entwarnung. Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2024 sank die Zahl der erfassten Delikte um 5,2 Prozent auf 176.641 Fälle. Während Diebstähle und Betrugsfälle zurückgingen, nahmen Gewalt gegen Einsatzkräfte und Körperverletzungsdelikte weiter zu. Innenministerin Katrin Lange und Polizeivizepräsident Jan Müller präsentierten am Montag in Potsdam die Zahlen und blickten gemeinsam auf eine eher durchwachsene Bilanz.
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Auch die Zahl der Tatverdächtigen ist gesunken, und zwar um 1,3 Prozentpunkte (2024: 79.677; 2023: 80.733). Von den Tatverdächtigen sind drei Viertel männlich. Etwa 58 Prozent der Verdächtigen sind deutsch, während rund 42 Prozent nichtdeutsch sind. Wenn man die ausländerrechtlichen Verstöße außen vor lässt, sinkt der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen auf etwa 25 Prozent.

Zum Vergleich: Der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung in Brandenburg lag Anfang 2024 bei etwa 7,5 Prozent, so das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg. Zudem erfasst die Polizeiliche Kriminalstatistik keine Informationen zu Migrationshintergründen.

Ein Blick auf das Alter der Tatverdächtigen zeigt, dass fast ein Viertel unter 21 Jahre alt ist (davon 5,3 Prozent Kinder, 8,8 Prozent Jugendliche und 7,3 Prozent Heranwachsende), während der Großteil (78,6 Prozent) Erwachsene sind.

Die Aufklärungsquote erreichte mit 58,4 Prozent den höchsten Wert seit 18 Jahren. Ein Anstieg der ausländerrechtlichen Verstöße um 4,8 Prozent trug dazu bei, da diese Delikte mit einer Aufklärungsquote von über 90 Prozent erfasst werden. Selbst ohne diese Fälle stieg die allgemeine Aufklärungsquote leicht auf 53,3 Prozent.

Innenministerin Lange erklärte: „Im Vergleich zum Vorjahr konnten ein Rückgang der Gesamtkriminalität und eine Verbesserung der Aufklärungsquote festgestellt werden. Auch die Kriminalitätshäufigkeitszahl ist gesunken, und das bedeutet, wir haben alles in allem einen Rückgang der Kriminalitätsbelastung im Land. Das sind durchaus erfreuliche Entwicklungen. Erhebliche Sorgen bereitet uns hingegen die Entwicklung der Körperverletzungsdelikte in Brandenburg. Diese Delikte machen knapp zehn Prozent der Gesamtkriminalität im Land aus und wir verzeichnen damit auch den höchsten Wert im Langzeitvergleich seit 15 Jahren. Das ist eine besorgniserregende Entwicklung.“

Trotz eines leichten Rückgangs um drei Prozent bleibt die Gewaltkriminalität mit 5.335 Fällen auf einem hohen Niveau. Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Körperverletzungsdelikte, die mit 16.978 Fällen den höchsten Stand seit 15 Jahren erreichten. Müller betonte: „Die aktuelle Kriminalstatistik zeigt viele positive Entwicklungen, aber auch anhaltende Herausforderungen, die unsere Aufmerksamkeit einfordern.“

Angriffe auf Polizeibeamte erreichten mit 1.492 Fällen einen neuen Höchststand, was einem Anstieg um 9,8 Prozent entspricht. 2.972 Polizisten wurden als Opfer registriert, darunter 490 mit leichten und ein Beamter mit schweren Verletzungen. Auch Angriffe auf Feuerwehr- und Rettungskräfte nahmen deutlich zu: 72 erfasste Fälle bedeuten einen Anstieg um 50 Prozent. Lange verurteilte diese Entwicklung scharf: „Wer anderen hilft, darf nicht zur Zielscheibe von Gewalt und Bedrohungen werden.“

Den größten Anteil an der Gesamtkriminalität machen Straftaten gegen das Eigentum aus. Im Vergleich zum Vorjahr sind bei Diebstahl 5.716 Fälle (2024: 53.021; 2023: 58.737), bei Sachbeschädigung 96 Fälle (2024: 21.034; 2023: 21.130) und bei Betrug 2.410 Fälle (2024: 14.221; 2023: 16.631) weniger erfasst worden. Bei Diebstahlsdelikten ist ein nennenswerter Rückgang um fast 10 Prozent festzustellen (- 9,7 %). "Der Rückgang der Diebstahlsdelikte ist erfreulich und verdeutlicht, dass Präventionsarbeit und erhöhte Schutzvorkehrungen der Bürgerinnen und Bürger Wirkung zeigen", betont Polizeivizepräsident Jan Müller.

Auch Rauschgiftdelikte sanken: "Die registrierten Rauschgiftdelikte sind wohl vor allem auch durch die Teillegalisierung von Cannabis zurückgegangen. Dies darf jedoch nicht mit einem generellen Sicherheitsgewinn gleichgesetzt werden. So besteht der illegale Handel fort, während gleichzeitig Möglichkeiten des legalen Umgangs geschaffen wurden. Diese Entwicklungen und ihre Auswirkungen, beispielsweise auf kriminelle organisierte Strukturen oder Zahl und Alter der Konsumenten, gilt es genau zu beobachten."

Im vergangenen Jahr wurden in Brandenburg insgesamt 6.790 Straftaten im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst. Das ist ein Anstieg von 465 Fällen im Vergleich zu 2023 und stellt einen neuen Höchstwert dar. 5.672 Tatverdächtige konnten ermittelt werden, wobei der Großteil männlich (75,1 %) und 80 Prozent deutsch war. Wie in den Vorjahren waren vor allem Frauen Opfer häuslicher Gewalt. Von den insgesamt 7.126 Opfern (2023: 6.673) waren 69,1 Prozent weiblich und 30,9 Prozent männlich. In mehr als jedem fünften Fall spielte Alkohol eine Rolle.

Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 zeigt insgesamt eine positive Entwicklung mit einem Rückgang der Kriminalität und einer gestiegenen Aufklärungsquote. Dennoch bleiben Bereiche wie Gewaltkriminalität, Körperverletzungen, häusliche Gewalt und Angriffe auf Einsatzkräfte weiterhin problematisch.

Der vollständige Bericht zur PKS 2024 ist abrufbar unter: [mik.brandenburg.de/PKS2024].

Bilder

Polizeiliche Kriminalstatistik Jahr 2024, PKS, Quelle: Polizeipräsidium des Landes Brandenburg
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