Mit einem von ihm selbst runderneuerten ausgedienten B1000 der Post schaffte Klaus-Dieter Weinreich in den letzten DDR-Jahren Trabant-Ersatzteile vom IFA-Vertrieb aus Magdeburg in seine Werkstatt nach Emstal. Den Hinweg machte er jedoch niemals leer. „Um das eine oder andere Ersatzteil zusätzlich zu bekommen, hatte ich immer kistenweise Obst und Gemüse aus Glindow mit dabei“, erinnert sich der heute 75-Jährige. Bereits mit 25 Jahren konnte Weinreich seinen Kraftfahrzeug-Handwerk-Meisterbrief in Empfang nehmen. Das war am 13. Mai 1975. Bereits heute hat die Handwerkskammer ihm den Goldenen Meisterbrief überreicht.
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Klaus-Dieter Weinreich stammt aus Bützow, wo er auch Kfz.-Schlosser lernte. Als seine Frau Traute 1972 das Haus der Großeltern übernahm, nahm Weinreich einen Job in einer Lehniner Trabant-Werkstatt an. Parallel belegte er einen Meisterlehrgang. Immer freitags ab 14 Uhr und den ganzen Sonnabend drückte er nun die Schulbank und bekam dafür von seinem Chef unbezahlt frei. Mit dem Meisterbrief in der Tasche wollte Weinreich nun eine eigene Firma. Der Antrag hatte eigentlich nur geringe Chancen. Doch da ein anderer Handwerksmeister überraschend starb, war der Weg für ihn frei. Am 1. Januar 1976 bekam er die Genehmigung als Alleinmeister. Er durfte also keine Mitarbeiter beschäftigen.
Die Werkstatt wurde in der Tischlerei des inzwischen verstorbenen Großvaters eingerichtet. Grundlage seiner Selbständigkeit war ein Vertrag für das tschechische Moped Jawa-Mustang. Dadurch hatte man den Zugriff auf Ersatzteile. Weinreich reparierte letztlich alles, was zwei oder vier Räder hatte, selbst Fahrräder. 1978 kaufte er einen ausgedienten NVA-Ello und baute ihn zu einem Abschleppfahrzeug um. Jeweils eine Woche lang war er nun in Bereitschaft, um defekte Autos von der Autobahn zu holen. „West-Autos durfte ich aber nicht anrühren“, so Weinreich. 1982 kam die nächste Einnahmequelle hinzu. Als einer von zwei Betrieben im Bezirk Potsdam durfte er Anhänger-Kupplungen installieren.
Ab dem 1. September 1979 durfte Weinreich dann seinen ersten Lehrling ausbilden. Durch zwei Betriebsschließungen kamen noch zwei hinzu. Und mit drei Mitarbeitern erhielt man einen Vertrag für Trabant-Reparaturen. Und daran hingen wiederum Ersatzteil-Kontingente. Doch 1989 war dann Schluss. „Wir haben nächtelang nicht geschlafen“, erinnert sich Ehefrau Traute. Die studierte Lehrerin arbeitete ab 1979 in der Firma mit. Keiner wollte noch einen Trabant. Stattdessen waren nun gebrauchte West-Autos gefragt. Noch 1990 entschied sich Klaus-Dieter Weinreich schließlich für die Marke Renault, später kam noch Dacia hinzu. Im Juli 1992 wurde das Autohaus in Lehnin eröffnet.
Von 1990 bis 2017 fungierte Klaus-Dieter Weinreich als Obermeister der Kfz-Innung, danach war er noch drei Jahre Stellvertreter. Ebenfalls 2017 übergab er das Autohaus an Sohn Stefan. Zum Abschied wurde Weinreich Ehrenobermeister. Bereits 2016 hatte man ihm die Goldene Ehrenspange zum Goldenen Ehrenzeichen verliehen.