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Die Meetingpoint-Reportage: Ab in die Kältekammer!

Aus der Stadt
  • Erstellt: 09.05.2025 / 18:01 Uhr von Antonia Wünschmann
Sein Gesicht kennt man in Brandenburg an der Havel – doch als Ladenbetreiber in der Ritterstraße ist Martin Scharlach neu am Markt. Seit rund drei Monaten arbeitet der Brandenburger mit viel Leidenschaft an seinem neuesten Projekt: Brandenburgs Kältekammer. Was bisher aus Potsdam, Treuenbrietzen oder Magdeburg bekannt war, gibt es nun auch in der Havelstadt: Drei Minuten Eiseskälte, die für einen echten Energie-Kick sorgen und dabei Schmerzen sowie depressive Verstimmungen lindern kann. Als Meetingpoint-Reporterin wage ich den Selbsttest – denn ich weiß um die belebende Wirkung von Eisbaden und kalten Duschen.
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Martins Kältekammer in der Ritterstraße 91 liegt aktuell mitten in der Baustelle zur Erneuerung der Tram-Gleise im Kurvenbereich Plauer Straße/Ritterstraße. Aber das stört den mutigen Unternehmer nicht. Wer in die Kältekammer will, findet den Weg in die Kältekammer.

Es ist Freitagvormittag, 10 Uhr. Ich fahre mit dem Fahrrad von der Jahrtausendbrücke durch die Ritterstraße und merke, hier ist viel im Umbruch. Baustellen, leere Geschäfte, ein geschlossenes Café - und am Ende der Straße die neue Kältekammer, die am 17. Mai offiziell eröffnet. Martin steckt seinen Kopf durch die Tür und begrüßt mich. In seinem Laden ist soweit alles fertig. Die ersten Kunden geben sich bereits den 3-minütigen Kälteschock.

"Energie tanken und Regenerieren in nur 3 Minuten" steht ganz frisch draußen am Schaufenster. Havelpinguin heißt das Unternehmen, im Laden hängen Bilder von Pinguinen. Martin sitzt in seinem Empfangsbereich und erzählt, wie er dazu kam. In Potsdam entdeckte er kürzlich mit seiner Freundin zusammen die Effekte der Kältekammer und seitdem lässt ihn das nicht mehr los. Es ist so einfach und es kann so viel.

Es kann Schmerzen lindern, das Immunsystem stärken, die Durchblutung fördern, die Psyche stärken, Entzündungen reduzieren, den Stoffwechsel aktivieren, Endorphine freisetzen, den Schlaf verbessern und Burnout vorbeugen. Alles kann, nichts muss. Das ist Martin wichtig, denn er weist daraufhin: Die Kälteanwendung dient ausschließlich der Unterstützung des allgemeinen Wohlbefindens und ersetzt keine medizinische Behandlung. Das ist nachvollziehbar. Martin bespricht mit mir, ob Vorerkrankungen vorliegen und erklärt mir den Ablauf und schon kann es losgehen.

Ich gehe in den Raum, wo die Kältekammer steht. Martin zeigt mir den Umkleidebereich. Dort erhalte ich ein Stirnband mit integrierten Kopfhörern. Es ist wichtig, dass man nur in Unterwäsche in die Kältekammer geht - aber Socken braucht es, eine Atemschutzmaske, um die kalte Luft nicht so einzuatmen und Handschuhe. Über die Kopfhörer kann ich mir ein Lied meiner Wahl aussuchen. Ich wähle "Legendary" von Welshly Arms. Dauer: 3:50 Minuten. Perfekt, um die 3 Minuten bei -85 Grad auszuhalten. Martin empfiehlt mir, mich ein wenig zu bewegen.

Ich betrete die Kältekammer, die groß genug ist, um auch zu zweit hineinzugehen. Martin erklärt, dass man das auch gut mit der besten Freundin, dem Kumpel, der Partnerin oder einem Familienmitglied machen kann, falls man sich auch erstmal nicht allein hinein traut. Ich traue mich allein rein. Die Tür geht zu, die Kälte beginnt. Ich tanze zu meinem Lieblingslied und merke, wie nach wenigen Sekunden die Kälte direkt in den Körper steigt und mich belebt. Nach gut zwei Minuten fange ich an richtig zu frieren. Mein Kiefer fängt an zu zittern, mein Nacken wird steif. Ich fühle mich wie draußen im Winter, wenn man die Kälte kaum noch ertragen kann. Nach drei Minuten blinkt die Kältekammer auf und ich kann raus.

Als ambitionierte Saunagängerin und leidenschaftliche ins Kalte-Becken-Eintaucherin sowie Eisbaderin bin ich solche Erfahrungen gewohnt und komme voller Freude und Energie raus. Ich verstehe, warum Menschen nach solchen Erfahrungen suchen und weiß, dass man förmlich süchtig werden kann nach diesem Effekt. Nicht ohne Grund dusche ich jeden Morgen so eiskalt wie möglich. Ich weiß aber auch, dass nicht jeder so tickt und für manche so eine Erfahrung eine echte Überwindung darstellt.

Martin betont, dass es vor allem die Regelmäßigkeit ist, die einen nachhaltigen Effekt bringen kann. Ähnlich wie beim Yoga zum Beispiel. Nur weil du einmal auf der Yogamatte warst und ein paar Übungen probiert hast, heißt das noch lange nicht, dass du dein inneres Gleichgewicht findest. Deswegen bietet Martin nicht nur einmalige Anwendungen an, sondern auch Mitgliedschaften - ähnlich wie man es aus dem Fitnessstudio kennt. Bist du Mitglied, kannst du die Kälteanwendungen so oft nutzen, wie du möchtest - innerhalb der gegebenen Öffnungszeiten.

Auch für Sportler ist die Kältekammer sicherlich sehr interessant. Wie Martin berichtet, sei es zum Beispiel für die Fußballer vom FC Bayern München Gang und Gebe, in den Halbzeitpausen mal eben schnell in die Kältekammer zu gehen, um sich für die zweite Halbzeit zu regenerieren.

Mir hat es gut getan! Wer es selbst auch ausprobieren will, geht entweder zur offiziellen Eröffnung am Samstag, den 17. Mai, wo Martin ab 10 Uhr Probeanwendungen für 15 Euro anbietet. Ansonsten stehen alle Informationen und Kontaktdaten auf der Internetseite: [www.havelpinguin.de].

Mein Fazit: Martin trifft mit seinem frostigen Abenteuer den Nerv der Zeit.

Bilder

Martin Scharlach
Die Kältekammer in der Ritterstraße 91
Die Kältekammer und der Umkleide-Bereich. Foto: Martin Scharlach
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