„Von Hasemanns wenigen Werken aus der Nazizeit ist keines erhalten“, heißt es in der Biographie des deutschen Bildhauers und Graphikers Arminius Hasemann. Das darf angezweifelt werden. Denn in der hiesigen „Havelschule“ in der Magdeburger Landstraße steht die Bronzeplastik „Mutter mit Kindern“, die der 1888 geborene Künstler laut einer Inschrift am Sockel geschaffen hat. Dort steht auch, dass der Bauentwurf für die Schule von Dr. Ing. Erbs sowie Siewert und Hesse stammt. Und die Schule wurde am 20. April 1938, dem 49. Geburtstag von Adolf Hitler, eingeweiht. Offen ist die Frage, ob die Figurengruppe extra für den Neubau geschaffen wurde oder ob damals eine ältere Skulptur angekauft und dann mit der Inschrift versehen wurde.
Arminius Hasemann hatte zu diesem Zeitpunkt schon ein bewegtes Leben hinter sich. Nach seinem Kunststudium tingelte er zwei Jahre als Wandermusikant durch die Lande und kämpfte im 1. Weltkrieg (1914/18) als Frontsoldat. In den 1920er Jahren schuf der gebürtige Berliner zahlreiche Plastiken für den öffentlichen Raum. Bereits 1932 wurde er Mitglied der NSDAP und fungierte in der Folgezeit in der NSDAP-Ortsgruppe Zehlendorf als Kulturwart. Trotzdem kam er in der Nazizeit kaum an Aufträge und verarmte. Hinzu kam, dass seine bisherigen Werke entweder als Metallspende endeten oder durch den Krieg zerstört wurden.
In den letzten Tagen des 2. Weltkrieges wurde er noch einmal Soldat und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Das erwies sich als Glücksfall, da er zum Baustab für die Errichtung des Treptower Ehrenmals herangezogen wurde. 1950 war er außerdem am Wiederaufbau der Deutschen Staatsoper beteiligt. Als 1961 die Grenze dicht gemacht wurde, war er in seinem Atelier in Berlin-Zehlendorf. Dort lebte er von einer kleinen DDR-Rente. 1965 kam der weitgehend unbekannte Hasemann, der seine Rolle in der Nazizeit und in der sowjetischen Besatzungszone tunlichst verschwieg, dann doch noch einmal an einen attraktiven Auftrag. Er schuf eine Gedenktafel für den ehemaligen Reichspräsidenten Friedrich Ebert. Arminius Hasemann starb im Jahre 1979. 40 Jahre später geriet er noch einmal in die Schlagzeilen. Denn die Grünen forderten die Entfernung der Plastik „Hockende Negerin“ und erinnerten dabei auch an seine Rolle in der Nazizeit. Wenig später wurde der Figur der Kopf abgeschlagen, kam die umstrittene „Afrikanerin“ danach in ein Depot.