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In anderthalb Jahren und unter Einhaltung des Kostenrahmens entstand bis 1908 die Doppelgemeindeschule

Historisches
  • Erstellt: 24.05.2025 / 20:01 Uhr von Marcus Alert
Vor 120 Jahren schloss die Stadt Brandenburg einen wegweisenden Grundstücks-Deal ab. Für 32.400 Mark erwarb die Kommune in der Wilhelmsdorfer Vorstadt ein 5400 Quadratmeter großes Grundstück. Es dauerte nur ein Jahr, dann rückten im September 1906 bereits die Bauarbeiter an. In gut anderthalb Jahren entstand die in Backstein ausgeführte und bis heute sehr repräsentative Doppelgemeindeschule in der heutigen Franz-Ziegler-Straße. Der Kostenvoranschlag von 326.000 Mark wurde damals um immerhin 20.000 Mark unterschritten.

Durch die Industrieansiedlungen wie die Excelsior-Werke (1907) oder dem Bau des Schlachthofes (1890) wuchsen um die Jahrhundertwende die Bevölkerungszahlen auch in der Wilhelmsdorfer Vorstadt rapide an. Als dann auch noch die katholische Schule in der Kurstraße aus baulichen und hygienischen Gründen geschlossen werden musste, war das Ende der Fahnenstange erreicht. Ein Neubau musste zwingend her. Und die Stadt kleckerte nicht etwa, sondern klotzte.

Die Frontlänge des dreigeschossigen Gebäudes betrug immerhin 93,50 Meter. Der nahezu symmetrische Bau beherbergte auf der einen Seite die Räume für die Mädchen und die Jungen waren auf der anderen Seite untergebracht. Auch der Schulhof war entsprechend unterteilt. Getrennt wurden die beiden Gebäudeteile durch den Mittelbau, der im Keller die Heizungsanlage und mehrere technische Räume beherbergte. Darüber befand sich die 22 mal elf Meter große Turnhalle mit einem Gerätraum. Im 2. und 3. Obergeschoss das Mittelbaues waren damals ein Brausebad und ein Zeichensaal zu finden. Hinzu kamen noch sechs Toilettenanlagen.

In den beiden Seitenflügeln waren jeweils 15 Klassenzimmer und drei Lehrerzimmer untergebracht. Die Klassenräume waren für 54 Schüler auf zweisitzigen Bänken ausgelegt. Weitere vier Klassenzimmer, für die bis 1914 hier untergebrachte Berufsschule, entstanden durch den Ausbau des Dachgeschosses. Und damit nicht genug, fanden auch noch eine Hausmeister- und eine Schuldienerwohnung und eine Haushaltungsschule Platz unter der riesigen Dachfläche.

Eingeweiht wurde die Schule am 23. April 1908. Die Feier fand in der Turnhalle statt. Von 1914 bis 1917 war in dem Gebäude ein Lazarett untergebracht. Und 1939 nutzte die Wehrmacht das Gebäude als Kaserne für neu Einberufene. Ab 1943 nutzte man den Backsteinbau dann wieder als Lazarett, waren hier lungenkranke Italiener untergebracht. Gleich nach Kriegsende wurde dann wieder in der Doppelgemeindeschule gelernt. Heute beherbergt das Gebäude das von Saldernsche Gymnasium.

Bilder

Die Doppelgemeindeschule entstand von 1906 bis 1908 in der Wilhelmsdorfer Vorstadt. Foto: Archiv Alert
Bis heute hat sich der Backsteinbau nur unwesentlich verändert. Foto: Alert
Die kleine Turnhalle diente damals als Raum für die Einweihungsfeier. Foto: Alert
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