Das Reckahner Barockschloss hat nicht nur Schul- und Bildungsgeschichte zu bieten, sondern auch einen außergewöhnlichen Kachelofen. Um ihn zu besichtigen, muss man nicht einmal die Ausstellungsräume betreten, da er in der Cafeteria zu entdecken ist. Seit 1942 hat er in diesem Raum seinen Platz, ist selbst aber sogar noch einige Jahre älter. Nach Recherchen des inzwischen im Ruhestand befindlichen Krahner Pfarrers Gerke Pachali wurde der Ofen zwischen 1904 und 1920 geschaffen. Möglich wurde die zeitliche Einordnung durch die Buderus AG Wetzlar, von der der Jugendstil-Eiseneinsatz stammt.
Bei einer Ausstellung der Töpferinnung in Potsdam entdeckte der von dem Gutsherren Harry von Rochow mit der Renovierung des Schlosses beauftragte Innenarchitekt diesen Ofen und empfahl seinem Auftraggeber ihn vom Töpfermeister Max Reck zu erwerben. Harry von Rochow fuhr nach Potsdam, sah sich den mit biblischen Motiven versehenen Kachelofen auch an, doch entschied er sich gegen den Erwerb. Er machte dann aber den Fehler seiner Frau Hertha von dem guten Stück zu erzählen. Ergebnis war, dass der Ofen in Kisten per Eisenbahn in Reckahn ankam.
Der damalige Gutsschmied Walter Kröscher musste ein Eisengestell bauen und der Schmerzker Töpfer Gustav Kausmann wurde beauftragt den Ofen aus den vielen Einzelteilen wieder zusammenzufügen. Die vom Töpfermeister Eginhard Reck (1856-1938), dem Vater des Verkäufers, verarbeiteten Kacheln waren jedoch nicht nummeriert. Einziger Anhaltspunkt für die richtige Anordnung war die Bibel. Vielleicht half dem Schmerzker Töpfer ja der damalige Pfarrer, denn letztlich schaffte er es. Nur eine der blauen Kacheln blieb am Ende übrig, da die Öffnung für das Ofenrohr bleiben musste. Diese Kachel zeigt übrigens David und Goliath.
Obwohl das Reckahner Schloss im Jahre 1945 geplündert wurde, blieb der Kachelofen unbeschadet. Als im Schloss eine Schule eingerichtet wurde, geriet der Ofen akut in Gefahr, da sich Stimmen erhoben, dass ein Ofen mit biblischen Motiven nicht in eine sozialistische Schule passe. Erzählt wird auch, dass später ein Amerikaner den Ofen erwerben wollte. Doch der Schulleiter erlag nicht den Lockungen der Dollars.