Zumindest einer von den drei Speichergebäuden des alten Heeresverpflegungsamtes steht noch in der Fohrder Straße. Doch nicht nur dieser nicht zu übersehende Viergeschosser ist mittlerweile überaus marode. Trotz der hervorragenden Lage am Silokanal dümpelt der einstige Komplex, der von Mai 1938 bis Juni 1939 errichtet wurde, vor sich hin. Zumindest ist der Boden nicht kontaminiert, ging es hier über 50 Jahre lang überwiegend um Lebensmittel. Auch heute nutzt die Team Agrar GmbH noch einen hinteren Teil des Geländes, der über die Fohrder Straße, sondern über die Straße Am Industriegelände zu erreichen ist.
Ende der 1930er Jahre schuf sich die Wehrmacht eine eigene Infrastruktur. Es entstanden bis 1944 etwa 200 Heeresverpflegungsämter, die für die Beschaffung, Lagerung und Bewirtschaftung von Nahrungsmitteln zuständig waren. Um effektiv vorgehen zu können, gab es eine einheitliche und typisierte Bauweise. Und die Standorte hatten in der Regel einen Gleis- und einen Wasseranschluss. In Brandenburg war es ein Nebengleis der Westhavelländischen Kreisbahn und der Silokanal.
Die drei riesigen Bodenspeicher – zwei wurden um 2009 abgerissen - waren 22,5 Meter hoch, 13,50 Meter breit und 60 Meter lang. Errichtet wurden sie in Stahlbetonskelettbauweise. Hinzu kamen 24 Meter hohe Silospeicher, zwei Scheunen, eine Kraftfahrzeughalle, eine Fahrzeugwaage und ein Lokschuppen. Hinzu kamen Verwaltungsgebäude sowie für den Chef, einem Oberstabszahlmeister, ein Wohnhaus. Natürlich waren auch die notwendigen Hafenanlagen wie Kräne vorhanden. Kernstück der Anlage war jedoch die Heeresbäckerei. Dort wurde das sogenannte Kommissbrot gebacken. Das bestand aus zwei Hälften und wog insgesamt 1,5 Kilogramm. Die doppelgeschossigen Backöfen stellte die Firma Senking aus Hildesheim her.
Da die Alliierten derartige Infrastruktur nicht bombardierten, sie wollten diese Anlage im Zuge ihres Vormarsches dann selbst nutzen, überstand das Heeresverpflegungsamt den Krieg unbeschadet. Ende April gab die Wehrmacht die Speicher angesichts der vorrückenden Roten Armee für die Bevölkerung frei. Die sicherten sich vor allem die sogenannten Eisernen Reserven. Die bestand standardmäßig aus 300 Gramm Brotration (einer Packung Hartkekse, Knäckebrot oder Zwieback), einer 200-Gramm-Fleischkonserve (Dose z. B. Schinkenwurst), 150 Gramm Fertiggericht (eingedoster Gemüseeintopf oder Erbswurst) und 20-Gramm-Tütchen Kaffeepulver. Die Brandenburger schleppten aber auch Mehl, Zucker, Graupen, Haferflocken und Eipulver mit nach Hause.
Nach 1945 nutzte die Rote Armee einen Teil der Bäckerei. Mehrere Jahrzehnte war es dann die VEB Konsumbäckerei, die hier produzierte. Ab Herbst 1950 hatte auch der VE Erfassungs- und Aufkaufbetrieb hier seinen Sitz und ab 1970 das VE Kombinat Getreidewirtschaft Potsdam, Betriebsteil Brandenburg. 1990 ist dann die Lagerungs- und Umschlags GmbH und ab 1993 die Firma Landhandel Mark Brandenburg nachweisbar. Die Firma Grimmig hatte hier auch ihren Sitz. Heute nutzt noch die GEBA Gerüstbau GmbH einen Teil der Immobilie.