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Kurbad in der Havelstraße verfügte nicht nur über 16 kupferne Wannenbäder

Historisches
  • Erstellt: 04.07.2025 / 20:01 Uhr von Marcus Alert
Die Stadt Brandenburg hatte einst ein Kurbad. Betreiber Hermann Lattke bot ab dem Jahre 1892 in der Havelstraße 9 russisch-römische Dampfbäder, Wannenbäder und Massagen an. Die mit Zentralheizung und elektrischem Licht ausgestattete Einrichtung verfügte über 16 kupferne Wannenbäder und unterhielt auch ein großes Schwimmbecken.

Das Aus kam, als im Jahre 1929 das in unmittelbarer Nachbarschaft errichtete damalige Friedrich-Ebert-Bad als Teil des prestigeträchtigen Wohlfahrtsforums eröffnet wurde. Denn auch das spätere Stadtbad verfügte neben dem 25-Meter-Becken über eine Wannenabteilung und Massageräume. Gegen diese Konkurrenz war Wilhelm Meier, der mittlerweile das Kurbad betrieb, machtlos. Er gab daraufhin aus und schloss das Kurbad.

Das zweigeschossige Gebäude war erst das zweite in der auf dem ehemaligen Kirchenworth neu angelegten Havelstraße. Bauherr war Julius Gerlach, der einen Steinwurf entfernt das Vergnügungs-Etablissements „Schweizergarten“ betrieb. Das heutige Kurbad-Haus mit einem achteckigen Vestibül mit einem Oberlicht und einer umlaufenden Galerie war allerdings nur das Eingangsgebäude. Das eigentliche Kurbad schloss sich dahinter an. Davon ist aber heute nichts mehr erhalten, wurde es um 1930 abgerissen. In den DDR-Jahren entstanden auf dem Grundstück zahlreiche Garagen. Auch die Fassade des heutigen Hauses wurde nach dem 2. Weltkrieg stark vereinfacht.

Vor 25 Jahren erwarb Waldemar Cada die geschichtsträchtige Immobilie von der Wobra. Das mittlerweile marode Haus beherbergte wohl noch bis Mitte der 1980er Jahre vier Wohnungen. Zuletzt waren die Fenster jedoch zugemauert, um das unter Denkmalschutz stehende Gebäude zu sichern. Heute beherbergt der hübsche Zweigeschosser neben einer Wohnung auch die Augenarztpraxis von Tanja Wach.

Bilder

Die Havelstraße entstand erst ab 1892. Der Zweigeschosser war das zweite Gebäude in der Straße. Das "K" von Kurbad ist noch zu erkennen. Foto: Archiv Alert
Bis heute hat sich an dem Blick kaum etwas verändert. Foto: Alert
1898 warb Hermann Lattke für sein Kurbad im Adressbuch der Stadt. Foto: Alert
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