Logo

Lost Place: Das geklaute Forsthaus an der Grüninger Chaussee

Historisches
  • Erstellt: 05.07.2025 / 20:01 Uhr von Marcus Alert
Die Oberförsterei Brandenburg-Neustadt hatte bis 1945 ihren Sitz in einem an der Grüninger Chaussee gelegenen Forsthaus. Das einem Herrenhaus ähnelnde Gebäude im Heimatstil stand etwa zwei Kilometer hinter Wilhelmsdorf in Richtung Grüningen auf der linken Seite. Der dortige Baumbewuchs weist noch auf die einstige Bebauung hin. Doch bis auf einige Ziegelreste in der Feuerschneise ist von dem Forsthaus nichts mehr zu finden. Zeitzeugen erzählen, dass das zweigeschossige repräsentative Haus unmittelbar nach Ende des 2. Weltkrieges (1939/45) nach und nach geklaut wurde.

Die Oberförsterei dürfte um 1900 errichtet worden sein. Das Haus verfügte über Wohn- und Amtsräume für den für die neustädtische Forst zuständigen Oberförster. Das Haus verfügte über einen Fachwerkgiebel und die Fenster waren mit Ziegelsteinen gerahmt. Und es hatte ein Walmdach sowie mindestens vier Schornsteine. Das direkt an dem Weg von Wilhelmsdorf nach Grüningen gelegene eingezäunte Grundstück dürfte auch über Schuppen und Stall verfügt haben.

Laut den Adressbüchern der Stadt Brandenburg wohnte Oberförster Wilhelm Leveke gut zwei Jahrzehnte in dem Haus. 1926 ist er dann jedoch als Stadtoberförster zu finden, der im Eichendorffweg und somit auf dem Görden wohnte. Das war der Sitz der Oberförsterei Brandenburg-Altstadt. Leveke trat spätestens 1928 in den Ruhestand.

Der Oberförster Brandenburg-Neustadt zeichnete für die Bewirtschaftung der neustädtischen Forst verantwortlich. Er hatte die Aufsicht über die Förster. Im Jahre 1898 gab es Forsthäuser in Wendgräben, der Neuen Mühle und auf der Malge. Der pensionierte Förster Peter Richter erklärt denm Unterschied zwischen Oberförster und Förster ganz einfach: „Der Förster läuft durch den Wald und der Oberförster reitet“.

1945 wurde die Grüninger Chaussee für die Verteidigung vorbereitet. Direkt neben der Oberförsterei wurde dazu eine Panzersperre errichtet. In der Nähe stand noch ein Feuerwachturm, der zur Luftbeobachtung genutzt wurde. Aus Richtung Wollin wären die Amerikaner gekommen, was sie aber nicht taten. Somit gab es in diesem Bereich keinerlei Kriegsschäden. Es ist aber zu vermuten, dass sich der Oberförster absetzte und das Haus dann leer stand und geplündert wurde.

„Erst verschwanden die Türen, dann die Fenster und schließlich auch die Dachziegel“, erinnert sich der heute 90-jährige Hans Lubitz. Überliefert ist auch, dass sich ein Grüninger von den Steinen der Oberförsterei ein komplettes Haus baute. Die Steine holte er nach und nach mit einem Ziegenwagen nach Grüningen. Außer dem Foto ist offensichtlich ansonsten nichts von der Oberförsterei erhalten geblieben.

Bilder

Auf einer alten Postkarte ist die Oberförsterei verewigt worden. Foto: Archiv Alert
Den Standort kann man anhand des Bewuchses zumindest noch erahnen. Foto: Alert
In der Brandschneise sind noch viele Ziegelreste zu entdecken. Foto: Alert
Auf alten Karten ist die Oberförsterei noch eingezeichnet. Foto: Alert
Dieser Artikel wurde bereits 4.402 mal aufgerufen.

Werbung