Vor 15 Jahren beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Umbau des Nicolaiplatzes. Nicht jedem Abgeordneten war wohl klar, dass er damit die DDR-Kultgaststätte „Fischbratküche“ zum Abriss freigab. Bei der Planung durch die ARGE NP-Consult standen Umsteigebeziehungen und Barrierefreiheit im Vordergrund und nicht DDR-Nostalgie. So musste der runde Bau trotz Protesten letztlich weichen.
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Im Jahre 1955 war am Rande des Puschkinplatzes der architektonisch interessante Pavillon entstanden. Am 5. März 1973 übernahm Klausdieter Schuknecht die HO-Gaststätte und verdoppelte innerhalb kurzer Zeit den Umsatz. Unter seiner Leitung versorgten zehn Mitarbeiter täglich bis zu 600 Gäste mit Fischbuletten, Kartoffel- und Mayonnaisensalat und Currywürsten. Wer sich mittags nicht rechtzeitig anstellte, lief Gefahr, am Ende leer auszugehen.
Nach der Wende versuchte Klausdieter Schuknecht den Pavillon zu kaufen. Zugleich benannte er, was er schon bald bereute, die „Fischbratküche“ in „Altstadt-Treff“ um. Nach jahrelangem Kampf erhielt er letztlich von der Stadt einen Erbbaurechtsvertrag. 1998 leitete Klausdieter Schuknecht, inzwischen 56-jährig, bereits 25 Jahre die Gaststätte. Doch langsam zogen drohende Wolken auf. Denn 2006 beschloss die Stadt einen Masterplan. Darin war der Nicolaiplatz ein Schlüsselprojekt. 2010 folgte der Umbaubeschluss für den 1901/02 angelegten Platz. Da betrieb bereits Roswitha Jentsch die wieder in „Fischbratküche“ umbenannte Gaststätte.
Im Januar 2012 gab es mit Blick auf die 2015 stattfindende Bundesgartenschau für den Umbau von Nicolai- und Bahnhofsvorplatz zehn Millionen Euro Fördermittel. Aufgrund der Planungen musste der Pavillon weichen. Dem gingen Gerichtsurteile voraus, da Roswitha Jentsch gegen die Rückübertragung des Erbbaurechtes an die Stadt klagte. Letztlich verlor sie und der Nicolaiplatz wurde bis 2013 für gut acht Millionen Euro in seine heutige recht kahle Form umgebaut.