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Leserbrief: Das Wolfsrudel im Paterdammer Wald

Leserbriefe
  • Erstellt: 11.10.2025 / 15:01 Uhr von Andreas Steffen
Die Göttiner Bürgerinitiative Naturnahe Orts und Stadtteile e.V. (GBNO) wurde von Spaziergängern und Pilzsuchern darauf aufmerksam gemacht, dass im Waldgebiet Paterdamm/ Krahne Schilder an den Wanderhinweisen angebracht wurden mit der Aufschrift: „Wolfsgebiet“. Diese Schilder haben keinen offiziellen Charakter. Tatsächlich lebt ein Wolfsrudel vor Ort und hat inzwischen Nachwuchs bekommen.
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In der Abteilung Naturschutz und Brandenburger Naturlandschaften“ des Landesamtes für Umwelt ist dies offiziell bekannt. Das betroffene Gebiet wird nun in die jährlich aktualisierten Karten des Landesamtes für Umwelt mit aufgenommen werden. Die Größe des Wolfsgebietes ist noch nicht final festgelegt, doch der Katalog der Brandenburgischen Wolfsgebiete wird bis Ende Oktober erstellt. Zeitgleich läuft gerade bis zum 21. Oktober noch die öffentliche Auslegung des Regionalplans Havelland-Fläming 3.0, in dem ein „großflächiger gewerblich-industrieller Vorsorgestandort“ (GIV) für das gleiche Gebiet geplant ist.

Der Wolf: eines der am weitesten verbreiteten Säugetiere der Erde erkundet, unter strengen naturschutzrechtlichen Zwängen und Begleitung, ein neues Revier. Nachdem er in weiten Teilen West- und Mitteleuropas im 18. und 19. Jahrhundert ausgerottet war, wandern nunmehr unter günstigen Bedingungen Wölfe aus Polen nach Deutschland. Obwohl der Wolfs-Schutzstatus mit Beschluss des Europäischen Parlaments von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herab gestuft worden ist, spielt der Wolf eine entscheidende Rolle im Ökosystem. Als natürlicher Jäger erhält er das biologische Gleichgeweicht. Er erlegt kranke und schwache Tiere und fördert so die Gesundheit der Wildtierpopulationen.

Auch die dort ansässigen Seeadler verkleinerten die ursprünglich geplante Fläche des GIV bereits erheblich, und die von der Landes Entwicklungsplan Hauptstadtregion LEP HR festgelegten Bedingungen für ein derartiges raumbedeutendes Projekt im Wald sind nach wie vor nicht gegeben. Einige politische Akteure möchten nun aber doch noch vor der abschließenden Bewertung des Regionalplanes Havelland Fläming 3.0 Fakten schaffen und locken die Gemeindevertreter von Kloster Lehnin und Brandenburg an der Havel mit dem Versprechen von vielen Arbeitsplätzen und einer Magnetwirkung für die ganze Region zum Beschluss eines B- Plan Verfahrens.

Nun ja, die öffentliche Auslegung ist im vollem Gange. Wir als Bürgerinitiative und betroffene Bürgerinnen und Bürger werden unsere Bedenken der Regionalen Planungsgemeinschaft erneut mitteilen. Während sich mehrheitlich die kommunale Politik auf einer „Nur Gefühlsebene“ und polemischen Basis gegen alle richtet, die sich gegen eine Entwicklung von Industrie und Gewerbe im Paterdammer Wald stellen, merkt man sehr schnell: Die Hausaufgaben wurden einfach nicht gemacht. Zurück zum Wolfgebiet: Da sich Wölfe eher in größeren zusammenhängenden und naturbelassenen Gebieten niederlassen, ist es wohl sehr fraglich, ob es in Deutschland bereits Fälle gab, in denen eine gewerbliche Ansiedelung in Wolfsgebieten erlaubt wurde.

Die Idee zur Rodung von Wäldern, die integraler Bestandteil von zusammenhängenden Naturflächen und Naturschutzgebieten sind, hätten die gewählten Vertreter von Anfang an als kritisch betrachten müssen. So ignorieren sie aber schlicht die Bedenken der eigenen Behörden die vor den schwierigen Umständen bereits gewarnt haben. Wir bleiben unbeirrt bei unseren Argumenten: Für ein GIV fehlt ein weiterer Verkehrsträger neben der Autobahn. Da einige Aussagen des Entwicklers auf Windkraftanlagen zur Versorgung des GIV hinweisen, wiederspricht es ebenfalls dem Bundesnaturschutzgesetz im §7 Absatz.2 Nr. 14. zum Seeadlerschutz. Es widerspricht an vielen Punkten den LEP HR- Landes Entwicklungsplan Hauptstadtregion. Politische Willensbildung, ohne weiter die Hintergründe zu beleuchten, ist für die GBNO keine logische Herangehensweise. Wir erwarten von unseren kommunalen Vertretern eine Überprüfung nach gesetzlichen Bestimmungen.

Wir drängen darauf, noch vor einem politischen motivierten Schnellschuss, zunächst sämtliche Fakten zu betrachten. Die einfachen Bilder eines eigennützig agierenden Projektentwicklers sind schön anzusehen, erzeugen aber kein seriöses Gesamtbild.


Bitte beachten: Meldungen in der Rubrik "Leserbriefe" geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sie sind ein persönlicher Text des jeweiligen Verfassers. Einsendungen sind unter [info@meetingpoint-brandenburg.de] möglich.

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