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Im Ehebrecherturm sollten die Frauen über ihren Seitensprung nachdenken

Historisches
  • Erstellt: 04.11.2025 / 20:01 Uhr von Marcus Alert
Die Stadt Brandenburg hatte einst zehn Tortürme, von denen vier noch erhalten sind. In der Regel wurden sie nach dem Ort benannt, in dessen Richtung man an dieser Stelle die Stadt verlassen konnte. Doch der Turm, der in der Haupt-/Ecke Lindenstraße, also in Richtung Altstadt, einst stand, hieß interessanterweise Ehebrecherturm. Und das hatte mit seiner Nutzung zu tun.
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Denn im besagten Turm sollten untreue Eheleute über ihre Verfehlungen nachdenken. Allgemein galt Ehebruch bei Männern als Sünde, bei den Frauen war es ein Verbrechen. Daher saßen im Ehebrecherturm wohl auch ausschließlich Frauen. Die harten Strafen hatten damit zu tun, dass verheiratete Frauen durch den Seitensprung schwanger werden konnten und dann versuchten dem oftmals ahnungslosen Ehemann einen illegitimen Erben unterzujubeln.

Im Mittelalter durften Männer, die ihre Angetraute mit einem Mann erwischten, beide bußlos töten. Strafen waren das Ertränken, Pfählen oder auch Zerstückeln. Doch erst einmal wurden sie im Ehebrecherturm untergebracht. Der Zugang in den Turm erfolgte in einigen Metern Höhe. Von dort wurden die Gefangenen in das ausbruchssichere und zudem lichtlose Erdgeschoss herabgelassen. Die Wachposten, die nach außen Wache standen und nach innen nach Feuer schauten, bewachten und verpflegten die Insassen.

Die vollständige Ummauerung der Neustadt begann um 1300. Die Stadtmauer hatte eine Länge von 2210 Metern. In diesem Zuge dürfte auch der Turm in der heutigen Hauptstraße entstanden sein. Der quadratische Turm war in den Außenmaßen 5,5 Meter breit und lang sowie 22 Meter hoch. Auf drei Schichten Feldsteinen erhoben sich die backsteinernen Mauern. Jede Seite erhielt Spitzbogenblenden. Darüber befanden sich vier Spätrenaissancegiebel. Den Abschluss bildete ein Satteldach.

Laut einem Bericht im „Brandenburger Anzeiger“ vom 26. März 1888 trug der Turm gleich vier Wetterfahnen, die die Jahreszahl 1614 – wohl das Jahr einer Erneuerung - enthielten. Seitlich neben dem Turm dürfte sich das „Neue Tor“ befunden haben. Während dieses wohl im Zuge der Vereinigung von Alt- und Neustadt nach 1715 verschwand, ist der Abriss des Ehebrecherturmes für das Jahr 1805 verbrieft. Ein Modell des Turmes befindet sich heute im Besitz des Stadtmuseums.

Bilder

Ehebrecherturm
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