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Jusos: "Schönheitsdiktatur zu Lasten unserer Mitbestimmung? Das Dilemma Blühwiesen"

Leserbriefe
  • Erstellt: 24.04.2024 / 13:30 Uhr von Moritz Pleuse
Manchmal stellt man sich doch die Frage, wieso die hiesige CDU immer wieder dazu neigt, ihre autoritären Gelüste uns Bürgern dieser Stadt aufzudrücken. Ob Bürgerhaushalt oder neuerdings die Blühwiesen - einen Schritt nach vorn möchte man nicht wagen. Lieber heißt die Devise: "Zwei Schritte zurück!" Ordnung - das scheint das neue Leitmotiv der CDU in unserer Stadt zu sein. Aber nicht etwa Ordnung im Sinne von sozialer Sicherheit - Nein: Ordnung im eher schönheitstechnischen Sinn.

Dabei ist uns aber allen klar: Die Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Doch die Betrachter sind nicht etwa wir, die Stadtgesellschaft, sondern vielmehr der Horizont von Einzelpersonen, die sich als die Herren der Stadt und nicht etwa die bloßen Interessenvertreter ihrer Wählerschaft begreifen. Schließlich ist man ja für fünf Jahre als Ersatzkönig gewählt und muss nicht auf die Sichtweisen der bloßen Untertanen hören. Diese Arroganz ist es, die vielfach Kommunalpolitik so unattraktiv erscheinen lässt.

Und auch in der causa Blühwiesen zeigt sie sich immer mehr. Man erklärt, die zuvor von der Stadt gebilligten Blühwiesenstellen seien unschön. Die Stadt müsse sauberer sein. Zu diesem Zweck werden jetzt die Wiesen in den städtischen Parks mit Verweis auf den "BUGA-Standard" sechs mal im Jahr zunichte gemäht. Gleichzeitig dürfen wir als Bürger dieser Stadt im Regelfall zweimal die Woche unser Auto umparken, damit die Kehr-force-one auch auf den Straßen für Ordnung und "Schönheit" sorgen kann. Das wirkt schon wie Schikane und doch sehen wir uns dessen tagtäglich ausgesetzt.

Dabei sind diese Maßnahmen mehr als unverhältnismäßig. Zum einen werden durch das Umparken der Fahrzeuge beträchtliche Mengen Feinstaub in die Umwelt gesetzt. Zum anderen führen gemähte Wiesen zum Absterben der für unser Überleben notwendigen Insekten und ebenso zu verbrannten Gräsern, die durch die einstrahlende Sonne, mangels Kräftigkeit ihrer Stängel, förmlich verbrutzeln. Fraglich ist, ob dies dann noch als schön angesehen werden kann - ich bezweifele das.

Des Weiteren werden aber auch zwei andere Aspekte in der Blühwiesenthematik unbeleuchtet gelassen. Zum einen betrifft es den Umstand, dass man Wildblumenbereiche auch pflegen kann, damit sie im Auge des Betrachters als "ordentlich" angesehen werden können. Zum anderen sind Beschlüsse der SVV auch nicht ewig bindend. Ein Bestandsschutz gilt für diese nicht. Entscheidungen können auch zurück genommen werden.

Am 9. Juni ist es auch wieder soweit. Da können wir darüber entscheiden, wie unsere Wiesen in Zukunft auszusehen haben: entweder so, wie es die Schönheitsdiktatoren wollen oder in Form dessen, was wir als Bürgerinnen und Bürger für unsere Stadt für richtig erachten. Zum Glück leben wir in einer Demokratie, in der man auch den alten Herren, die Rote Karte zeigen kann.


Bitte beachten: Meldungen in der Rubrik "Leserbriefe" geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sie sind ein persönlicher Text des jeweiligen Verfassers. Einsendungen sind unter [info@meetingpoint-brandenburg.de] möglich.
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